Dresdner Neueste Nachrichten
17.11.2022
Mareile Hanns über die Release-Konzerte
„Die Sängerin Britta Schwarz hat ein ungewöhnliches Album aufgenommen.
Es gibt Musik, die man - gefühlt - schon hundertmal gehört hat und die man eigentlich nicht mehr hören kann. Bei der
Bezeichnung „Schmachtfetzen“ wird abgewunken und etwas anderes gesucht. Und doch muss das nicht so sein. Da mischt
sich eine andere Musik von irgendwoher ein, ein anderer Gedanke, und schon fängt man an, nachzudenken, anders zu
empfinden. Es ist eben „einfach Musik“, um den Orgelbauer Kristian Wegscheider zu zitieren, der wesentlich an dem
ungewöhnlichen Projekt von Britta Schwarz beteiligt war. Release-Konzerte in der Loschwitzer Kirche päsentierten die LP,
„sozusagen Sehnsucht auf Vinyl, eben Nostalgie pur“ (Britta Schwarz). Mit dem Erwerb der Platte (bei Sweetwater in
Loschwitz) ist auch die Möglichkeit des Streamings (Label Querstand) gegeben.
Die Sehnsucht nach Liebe und Glück, Schmachten, Klagen und Träumen sind das zentrale Thema des Programms - also
etwas für dunkle, lange Abende. Die warmen Glanz verströmende Stimme von Britta Schwarz und die Intensität ihres
jeweiligen Gestaltungsansatzes überzeugen auch diesmal.
Der Dresdner Musiker Dietrich Zöllner hat für die ausgewählten Lieder und Arien, zumeist echte „Ohrwürmer“, neue
Arrangements „erfunden“. Das Ergebnis zeugt von Respekt vor den Originalen, von seinem Credo, keinesfalls die Essenz
oder das Wesen derselben zu beschädigen und doch sehr kreativ zu sein. Er setzt dafür ein vielfältiges Instrumentarium ein -
Bandoneon, Saxophon, Posaune, E-Gitarre, Waldzither usw. Damit schafft er einen neuen, emotionalen und klanglichen
Zugang zu den Gesängen, regt zum Schmunzeln, aber auch zum nachdenklichen Innehalten an. Doch Zöllner greift nicht nur
auf extravagante, instrumentale Lösungen zurück. Er lässt auch andere Melodien oder Geräuschkulissen einfließen. Wer hätte
schon gedacht, dass sich Händels „Ombra mai fu“ mit dem Bolero von Ravel „verträgt“? Und welch erstaunliche Dimension
eröffnet sich bei der großen Klage der Dido (Purcells „Dido und Aeneas“), wenn dabei u.a. Trompete und Mundharmonika
(wunderbar Frank Bartsch) Musik von Morricone beisteuern. Die geheimnisvolle Atmosphäre des Strauss-Liedes „Die Nacht“
wird nicht nur durch den höchst empfindsamen Gesang von Britta Schwarz heraufbeschworen, sondern z.B. ebenso durch die
Celli. Bach gepaart mit Akkordeon, Saxophon, Percussion - ist eine solche Mixtur vertretbar? Ist sie, wie das berühmte
Wiegenlied „Schlummert ein“ aus der Kantate „Ich habe genug“ deutlich macht. Ein reiner Instrumentaltitel muss auch sein.
Zöllners Wahl fiel auf das bekannte Adagio g-Moll, das 1958 von Remo Giazotto herausgegeben wurde und bei dem man sich
noch immer trefflich streiten kann, ob es im Kern von Albinoni stammt oder nicht. In dieser Fassung ist es nicht irgendwie
seicht und melancholisch, sondern - unglaublich - als feuriger Tango, in dem der Geiger Florian Mayer so richtig in seinem
Element ist.
Der Reichtum des Gefühlskosmos, den Britta Schwarz durchschreitet, zeichnet ihre Auseinandersetzung mit Musik aus fünf
Jahrhunderten wieder aus. Sie widmet sich mit stimmlichem Überschwang in Tschaikowskis Version von „Nur wer die
Sehnsucht kennt“ einem richtigen „Schmachtfetzen“, um unmittelbar danach schnörkellos und ganz schlicht das stille
Eisler-Lied „Und endlich stirbt die Sehnsucht doch“ nach einem Aphorismus von Peter Altenberg folgen zu lassen. Gelungen!
Schwäbisches Tageblatt
22.8.2022
„[...] so war der Liederabend von Britta Schwarz und Christine Schornsheim in all seiner Selbstverständlichkeit, seiner Authentizität und hochkarätigen Gestaltungskunst eine Sternstunde in vielerlei Hinsicht, eine mehrfache Erweiterung des Blickes und des Ohres [...] für die Winterreise fand sie eine neue Form der Darstellung: nicht die altbekannte, pauschale „Liederabend-Gestik“, aber auch keine halbszenische „Inszenierung“. Nichts wirkte einstudiert oder auf Effekt berechnet. Hier zeigte sich ein Mensch, bewegend echt. Jeder Blick, jede Geste eine persönliche Aussage [...]
noch wichtiger mag die universelle Botschaft sein, die Britta Schwarz hör- und sichtbar machte: der Mensch als L(i)ebewesen, in seinem existenziellen Schmerz, seiner Einsamkeit und Sehnsucht. Mit packender Ausdruckskraft gesungen: Klage und Anklage, Resignation und Rebellion, gewaltige Ausbrüche und Rückzug ins Allerinnerste [...] Die Stelle „eine Straße muß ich gehen, die noch keiner ging zurück“ war so glaubhaft an der Schwelle des Todes gesungen, dass es einen fror. [...] hier entstanden ganz neue Vokalfarben und Timbrierungen [...] bekamen Furor und Verzweiflung eine noch stärkere Dimension [...] zuletzt der „Leiermann“, barfuß auf dem Eis. Eine beklemmend erstarrte, gefrierende Atmosphäre. Aber auch die Hoffnung, selbst am Ende der Welt ein Du zu finden.
Neue (musikalische) Blätter
19.7.2021
Wolfram Quellmalz über die Kreuzvesper
„Die Vesper war so schön mit »Gesänge der Romantik« überschrieben, die Altistin Britta Schwarz allein schon wäre Grund genug gewesevn (und war es für manche Verehrer ihrer Kunst), am Sonnabend die Dresdner Kreuzkirche aufzusuchen. [...]
Musikalisch war diese Vesper, die letzte vor den Sommerferien, eine Wohltat und ein Genuß. Britta Schwarz sang von der Orgelempore aus, wo Kreuzorganist Holger Gehring spielte, und das war wohl diesmal keine »C-Maßnahme«, sondern schlicht eine Entscheidung im Sinne des Klangs. So konnte sich Britta Schwarz‘ phänomenale Stimme schwebend zwischen Mezzo und Alt entfalten. [...]
Zwischendurch gab es ein instrumentales Innehalten, für das Holger Gehring mit Max Regers Benedictus und Felix Mendelssohns Präludium und Ostinato c-Moll sorgte. Mit drei Stücken aus »Elias« und »Paulus« gehörte Mendelssohn zu den musikalisch prägenden Komponisten des Abends, bevor noch einmal Max Reger, nun mit »Am Abend«, den zuvor geöffneten Rahmen des Programms wieder schloß.“
Dresdner Neueste Nachrichten
10.02.2020
Mareile Hanns über die Matthäuspassion
„ ...wieder ein absoluter Genuss an Tonschönheit und Gestaltungsintensität ihre Altarien...“
Rezension im rbb Kultur
03.01.2020
Claus Fischer über die CD-Erscheinung Luigi Cherubini: „Geistliche Werke“
„Große Vielfalt in der Besetzung - hervorragende Gesangssolisten:
Es gibt mehrsätzige Chorwerke, in denen auch Arien bzw. Solopartien mit Chor vorkommen. Die vier Gesangssolisten sind hervorragend. Sibylla Rubens ist mit dabei, ein großartiger Oratoriensopran, dann zwei Männerstimmen der jüngerem Generation aus dem Umfeld der mitteldeutschen Knabenchortradition, Tobias Hunger, Tenor und Tobias Berndt, Bass. Regelrecht begeistert die Altistin Britta Schwarz, die... "Grande Dame des Oratoriums" in Dresden. Das "O salutaris hostia" für Alt und Orchester wird durch ihr Timbre regelrecht vergoldet! Schon deswegen lohnt der Kauf der CD...“
Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung
Januar 2020
Jörg Fritz Reddin über die CD-Erscheinung „Winterreise“
„Der Liederzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert nach Gedichten von Wilhelm Müller ist zweifelsohne das berühmteste Werk der Literatur und entstand 1827, ein Jahr vor Schuberts frühem Tod. In 24 Liedern - 24 Bilder trifft es für mich besser - wird aus den verschiedensten Blickwinkeln der verlorenen Liebe nachgegangen. Im Kontext wechseln sich Blick nach Innen und Gesellschaftskritik in Sehnsucht, Einsamkeit, aber auch Depression ab. Es liegt eine neue Aufnahme vor in der besonders tief in diese Welt eingetaucht werden kann mit der renommierten Altistin Britta Schwarz..., die als Oratoriensängerin auf vielen großen Bühnen dieser Welt konzertiert hat, und Christine Schornsheim am Hammerklavier, die eine Spezialistin für historische Tasteninstrumente ist und auf große Erfolge verweisen kann. Ich habe so viele neue Farben und Bilder bei mehrmaligem Hören entdecken können und bin noch lange nicht fertig. Das lässt eine sehr lange Auseinandersetzung erahnen. Wenn ein langer Reifeprozess in Bezug auf diese Musik und natürlich im Leben der Ausführenden dem vorausgehen darf, können - wie in diesem Fall - ganz besondere Blüten aufgehen. Britta Schwarz zeigt unzählige Stimm- und Ausdrucksfarben wie zum Beispiel von Sehnsucht erfüllt, mal weinend zart, mal fassungslos kraftvoll, aber auch kraftlos aufgebend. An manchen Stellen war ich so beeindruckt, wie wandlungsfähig diese Stimme sein kann, auch die Stimmfarbe eines Countertenors kann die Stimme von Britta Schwarz erzeugen, phänomenal. Da ist ein großer Erfahrungsschatz vieler Jahre bei Britta Schwarz und ihrer hervorragenden Begleiterin Christine Schornsheim zu hören. Die klangliche Konsistenz im gemeinsamen Musizieren zeigt alle Lieder in einer großen Transparenz mit viel Innigkeit, Liebe und völliger Erfüllung. Das Hammerklavier bildet zudem den authentischen Klang der Schubertzeit ab. Das Booklet ist sehr schön mit stimmungsvollen Fotos gestaltet, die mehr aussagen als viele Texte. Neben den Liedtexten und den Biografien der beiden Künstlerinnen sind ein Zitat von Franz Schubert und ein kurzer Text von Britta Schwarz mit ihren Gedanken zu „ihrer“ Winterreise, um einzusteigen und sich klanglich verzaubern zu lassen. Auch hier spüre ich viel Liebe und Tiefe, die mit der hörbaren Musik eine wunderbare Synthese bilden. Ich wünsche dieser CD sehr viele Entdecker, die ebenso davon erfüllt werden wie ich.“